OSTDEUTSCHE KUNSTAUKTIONEN

65. VERSTEIGERUNG BILDENDER KUNST

 

Vorbesichtigung: 21. – 30. Oktober 2025

Auktion: 01. November ab 13Uhr

Nachbesichtigung: 04. – 13. November 2025

Katalog zur Kunstauktion

 

 

Porträt einer Dame, Herta Günther (Dresden 1934 – 2018 Dresden),
Pastell, 1986, 44×60,5cm, sign., dat., großformatige Arbeit, welche die charakteristische Vorliebe der Künstlerin für das mondäne Porträt widerspiegelt.

Maidemonstration 1948 (II), Paul Kuhfuss (Berlin 1883 – 1960 Berlin),
Mischtechnik, Ölfarben, Gouache, Aquarell, Deckweiß, 1958, 865×645, sign., auf Untersatzkarton aufgezogen, dort handschriftlich bez.: „Reg.(istriertes) Kulturgut (der DDR)“, aufgeklebter Vermerk des Nachlass-Archivs Paul Kuhfuss mit Schreibmachine: „Mai-Demonstration, Aquarell, Ausgestellt gewesen: Pavillon der Kunst, Unter den Linden (Ost), Dezember 1958/Januar 59 (‘Der Friede siegt’). Kalendereintragung Paul Kuhfuss: 1948, 1.5. Dem Maifestzug entgegengegangen und Zeichnungen gemacht. 1958, 21.9. Ausstellungsaquarell für Pavillon der Kunst 22.9. desgl. 24.9., 28.9. Aquarell ‘Demonstrationszug II’ begonnen 19.9. fertig.“ Großformatige aufwendig ausgearbeitete Malerei des Künstlers mit feinen Strukturen. Sehr gut erhalten. Ein Zeitdokument, das die ganze Meisterschaft des Malers eindrucksvoll belegt.
WV Hellwich/Röske 58/9.

 

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KOMMENDE AUSSTELLUNG !

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„WO MICH NIEMAND KENNT“

Eduard Bigas über Walter Benjamin

22. November – 30. Januar 2026

 

Vernissage 22. November 18-22Uhr

 

 

Eduard Bigas, „Seeds of collapse“, 31 x 41 cm, Kollage, Wasserfarbe und Tusche auf Papier, 2024

 

 

Eduard Bigas, geboren 1969 im katalanischen Palafrugell, nähert sich in seiner neuen Ausstellung einer der prägendsten intellektuellen Figuren des 20. Jahrhunderts: Walter Benjamin. Für Bigas ist er nicht nur eine historische Gestalt seiner Zeit, sondern ein metaphorischer Geist, dessen Gedankenwelt bis in unsere Gegenwart hineinreicht – in eine Zeit, die erneut von politischen Umbrüchen, technologischen Beschleunigungen und autoritären Tendenzen geprägt ist.

Bigas’ biographische Verortung zwischen Katalonien und Berlin schließt dabei auf eigentümliche Weise einen Kreis: Unweit seines Geburtsortes liegt Portbou, wo Benjamin 1940 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten den Tod fand; Berlin hingegen, Benjamins Geburtsstadt, ist heute Bigas’ Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Diese geografische wie geistige Topografie bildet den Hintergrund seiner künstlerischen Auseinandersetzung.

In Wo mich niemand kennt” greift Bigas zentrale Motive Benjamins auf – das Fragmentarische, die Aura des Kunstwerks, das Spannungsfeld von Original und Reproduktion. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Collage, Tusche auf Papier, Zeichnungen mit Graphit auf Leinwand und konzeptueller Fotografie. Durch die Montage von Bildfragmenten entsteht ein vielstimmiges Universum, das Benjamins eigene gedankliche Methodik spiegelt.

Den Titel der Ausstellung entlehnt Bigas einer Notiz aus Benjamins letztem Brief: „Es ist in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen, wo mich niemand kennt, dass mein Leben zu Ende gehen wird.“ Dieser Satz wird zum Leitmotiv, das sich in den Werken als melancholischer, aber auch poetischer Widerhall niederschlägt.

Inspiration bezieht Bigas aus Schriften wie Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit und den Sonetten. Zugleich öffnet er mit seiner visuellen Sprache einen eigenen Zugang zu Benjamin: intuitiv, poetisch, fragend. Seine Kunst lädt dazu ein, nicht nach endgültigen Antworten zu suchen, sondern die offenen Fährten von Benjamins Denken weiterzuführen und neu aufleben zu lassen.

In Wo mich niemand kennt verdichten sich Erinnerung, Ort und Philosophie zu einer stillen Hommage an Walter Benjamin – und zugleich zu einer Reflexion über unsere Gegenwart.

Die Galerie Kuchling freut sich, Eduard Bigas erneut die Möglichkeit zu geben, seine Arbeiten zu präsentieren, und lädt herzlich zum Besuch der Ausstellung ein.

 

 

Text: Josephine Müller

 

 

 

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